Der Schiffbau in Deutschland stellt einen bedeutenden Industriezweig dar. Das zeigt sich unter anderem darin, dass hierzulande eine Reihe unterschiedlicher, weltweit äußerst gefragter Spezialschiffe, von Kreuzfahrtschiffen über Yachten bis hin zu Schiffen für das Militär, hergestellt werden.
Eine ganze Reihe von deutschen Werften haben einen weltweit bekannten Namen in der Schiffbaubranche, darunter die Myer Werft, Lürssen/NVL Group und Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS). Sie stehen für Innovation, Qualität und Verlässlichkeit. Sie verzeichnen einen hohen Eingang für neue Aufträge und zudem erhalten sie eine staatliche Förderung für ihre innovativsten Projekte.
In diesem Artikel betrachten wir, was den deutschen Schiffbau prägt und warum dieser noch heute von ausnahmsloser Bedeutung ist.
Was prägt den Schiffbau in Deutschland?
Der Schiffbau in Deutschland ist von den Größen der maritimen Industrie geprägt. Diese bringen ein breites Fachwissen, viel Erfahrung und viel moderne Technologie mit und heben sich vor allem im Bereich Kreuzfahrtschiffe, Luxusyachten und Marineschiffe weltweit von der Konkurrenz ab.
Dazu kommen weitere Bereiche, die von mittelständischen Unternehmen abgedeckt werden. Diese sind oft Unternehmen, die noch immer von Familien geführt werden. Sie konzentrieren sich auf bestimmte Nischen und insgesamt kleinere Bereiche des Schiffbaus, wie zum Beispiel Binnenschiffe für den Betrieb auf Flüssen und Seen.
Im Moment zeigt sich der Schiffbau in Deutschland von seiner besten Seite: Volle Auftragsbücher und steigende Umsätze folgen nun auf eine Zeit, die sich eher durch eine Krise ausgezeichnet hat. Diese Krise bestand darin, dass es ein Überangebot von Schiffsraum auf dem Markt gab, welches dann durch einen Rückgang des Handelsgeschehens dank der Covid-Pandemie verschärft wurde.
Heute befindet sich der Welthandel jedoch in einem Aufschwung und das zeigt sich auch in einer stärkeren Nachfrage nach mehr und mehr Schiffraum. Tatsächlich befindet sich die maritime Wirtschaft gerade in einem Allzeithoch. Daran ändert auch das Drama um die Zölle nur wenig, denn der Handel bzw. Bedarf an Gütern besteht auch weiterhin. Die Frage der Zölle ist nur eine Frage danach, wohin die Schiffe gehen sollen, nicht, ob sie überhaupt gebraucht werden. Die Nachfrage nach allen Gütern steigt, was das Handelsgeschehen intensiviert und das wiederum verlangt nach mehr und mehr Schiffsraum.
Der Aufwärtstrend erreicht vor allem Deutschland besonders stark. Auch wenn die Kosten hierzulande zum Beispiel durch höhere Löhne und Sozialabgaben über denen anderer Länder liegen, ist es Deutschland, das mit Qualität und Innovation glänzt. Das ist auch eine Folge der staatlichen Unterstützung. So fördert das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) innovative Schiffbauprojekte besonders stark.
Das BAFA zielt mit seinen Maßnahmen vor allem darauf ab, dass die Werftbranche bestehende Innovationen in der Konstruktion von Schiffen und Offshore-Strukturen umsetzt. Das reicht von den Systemen in den Schiffen und Strukturen bis hin zur Technologie und neuen Verfahren für den Schiffbau selbst.
Der Fokus wird auf Typschiffe und neue Strukturen für den Offshore Bereich, deren Entwurf und Konstruktion gelegt. Dabei kann sich die Technologie auf Teile der Schiffe oder Anlagen beziehen oder auch separat vom Schiff genutzt werden. Für den Schiffbau selbst geht es um die Anwendung innerhalb von innovativen Prozessen bei der Planung, der Fertigung und der gesamten Logistik in Verbindung mit dem Schiffbau.
Das hauptsächliche Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Schiffbauindustrie im weltweiten Konkurrenzkampf zu stärken. Damit sollen Arbeitsplätze gesichert und bestimmte Kapazitäten erhalten werden. Zweitere spielen nicht zuletzt auch für die maritime Strategie der Bundesregierung eine Rolle.
Wer eine starke und vor allem international unabhängige Marine möchte, braucht eine eigene Marineindustrie. Wer seine Militärschiffe von der Schiffbauindustrie eines anderen Landes bauen lässt, hängt von diesem für die Ersatzteilversorgung, Updates und Wartung ab. Exporteure von Militärtechnik behalten sich auch immer wieder ein Mitspracherecht darüber vor, wann, wo und wie diese Technik eingesetzt wird. Das ist das Gegenteil von Unabhängigkeit. Daher ist es unabdinglich für eine starke Bundesmarine, auch eine starke Schiffsbauindustrie als Grundlage zu unterhalten.
Wie sieht die deutsche Schiffbauindustrie auf einen Blick aus?
Die deutsche Schiffbauindustrie ist insbesondere durch zwei Faktoren geprägt: Zum einen ist sie führend im Bau von Spezialschiffen. Sie hat einen guten Namen und jeder verbindet ihre Produkte mit Qualität. Damit hat sie es leicht, Kunden von sich zu überzeugen. Zugleich aber, und das ist der zweite Faktor, unterliegt sie einem erheblichen Kostendruck. Das bedeutet auch, dass ein wichtiger Kundenbereich sich außerhalb ihrer Reichweite befindet.
Der Kostendruck kommt durch asiatische Wettbewerber, die sich aufgrund ihrer Lage und geringeren Kosten viele Aufträge sichern können. Dies führt zu Skaleneffekte, dank derer sie die Preise dann noch weiter senken können.
Diesem Druck setzt die deutsche Schiffbauindustrie ihre Stärken gegenüber und diese liegen in einer sehr hohen Spezialisierung. Wer Kreuzfahrschiffe braucht, geht zur Meyer Werft. Geht es um eine richtige Superyacht in noch nie dagewesenen Dimensionen, dann ist Lürssen der richtige Ansprechpartner. Soll es eine waffenstrotzende schwimmende Festung sein, die Ziele noch in hunderten Kilometern Entfernung neutralisieren kann, ist TKMS genau richtig.
Die Spezialisierung kommt mit einem Fokus auf Qualität über Quantität. Die hergestellten Schiffe sind technologisch äußerst anspruchsvoll und dementsprechend hochwertig. Damit stehen sie für die „Made in Germany“ Qualität, die noch immer eine weltweite Bedeutung aufweist.


